Konkrete Kunst – die 70er Jahre II

In den siebziger Jahren, die schon vorgestern mein Thema waren, wird die Konkrete Kunst von einer Vielzahl von Künstlern geprägt, die neue Impulse setzen und die Bewegung in unterschiedliche Richtungen weiterentwickeln. Neben Max Bill, François Morellet und Julio Le Parc, die schon in den sechziger Jahren die Bewegung mit geprägt haben und den vorgestern ebenfalls erwähnten Verna Molnar und Klaus Staudt, treten einige andere Künstlerinnen und Künstler auf, die durch innovative Konzepte und experimentelle Techniken die ästhetische Sprache der Konkreten Kunst erweitern und modernisieren.

Eine dieser einflussreichen Künstlerinnen ist Bridget Riley, die auch in den siebziger Jahren ihre Op-Art weiterentwickelt und die Prinzipien der Konkreten Kunst auf komplexe Farb- und Linienkompositionen anwendet. Ihre Werke erzeugten durch präzise geometrische Muster optische Illusionen von Bewegung und Vibration. In dieser Dekade beginnt Bridget Riley verstärkt mit Farbfeldern zu arbeiten, wodurch sie eine emotionale und sensorische Dimension in die strenge Geometrie der Konkreten Kunst einbringt.

Ein weiterer wichtiger Vertreter ist nach wie vor Richard Paul Lohse, der systematische Farbstudien durch serielle Anordnungen und modulare Bildsysteme weiterverfolgt. Selbst bereits 70 Jahre alt intensiviert er in diesen Jahren seine Untersuchungen zur Wechselwirkung von Farbe und Raum, indem er komplexe Rasterstrukturen schafft. Diese analytische Herangehensweise verleiht seinen Werken eine zeitlose Klarheit und prägt die Ästhetik der Konkreten Kunst nachhaltig.

Farbfelder, 1976 – Richard Paul Lohse – WikiArt.org – Enzyklopädie der visuellen Künste, (c) FairUse

Außerdem spielt Antonio Asis eine wesentliche Rolle, insbesondere durch seine optisch-dynamischen Kompositionen. Er experimentiert mit Überlagerungen und Interferenzen geometrischer Muster, um Bewegung und Lichtreflexe zu simulieren. Seine Werke regen durch gezielte optische Täuschungen zur aktiven visuellen Wahrnehmung an und verbinden die Prinzipien der Konkreten Kunst mit den Effekten der kinetischen Kunst.

In den siebziger Jahren tritt auch Dieter Jung hervor, ein Pionier der Holografie in der Konkreten Kunst. Er nutzt Laser und holografische Techniken, um dreidimensionale geometrische Formen zu erzeugen, die ihre Erscheinung je nach Blickwinkel verändern. Durch diese innovativen Methoden erweitert Dieter Jung die Konkrete Kunst um eine räumlich-dynamische Dimension und verbindet sie mit den aufkommenden digitalen Technologien.

In Italien prägte Dadamaino die Szene mit seriellen und modularen Kompositionen, die auf minimalistischen Formen und wiederholenden Mustern basieren. Sie nutzt perforierte Leinwände und transparente Materialien, um Licht und Schatten in die Werke zu integrieren, was eine räumliche Tiefe und Bewegung erzeugt.

Insgesamt zeigte sich die Konkrete Kunst in den siebziger Jahren vielseitig und experimentierfreudig. Sie behält ihre geometrische Strenge bei, öffnet sich jedoch neuen Materialien, digitalen Techniken und optischen Illusionen. Diese Innovationskraft sichert der Konkreten Kunst ihre Relevanz und ihren Einfluss auf nachfolgende Künstlergenerationen.

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