Die Italienerin Regina Cassolo Bracchi ist nicht nur die einzige futuristische Bildhauerin der dreißiger Jahre, sondern vielmehr die erste Bildhauerin der historischen italienischen Avantgarde. In ihren Anfangsjahren ist sie eine überzeugte Futuristin und in ihrer Reifezeit eine radikale Abstraktionistin. Sie ist die erste Frau im Italien des 20. Jahrhunderts, die experimentelle Materialien wie Zinn, Aluminium, Eisendraht, Zinn und Sandpapier verwendet. Und sie ist auch die erste Künstlerin in Italien, die schwebende Geometrien aus Plastikfragmenten, Plexiglas, Plexiglas oder Rhodoid in die Luft hängt. Innovativ in ihrer Art und Intuition, behauptet sie, dass das Projekt und die Idee in ihrer larvenhaften Originalität dem fertigen Werk überlegen sind: “Ich wähle Themen von solcher Einfachheit, Konstruktionen, die so elementar sind, dass sie von jedem nach meiner genauen Beschreibung reproduziert werden können”.

Regina Cassolo Bracchi, 1894 geboren in einer kleinen Stadt in der Lombardei, wächst in bescheidenen Verhältnissen auf. Sie zeigt schon früh ein außergewöhnliches Talent für künstlerisches Gestalten. Sie besucht nach dem Tod ihres Vaters ein religiöses Internat in Pavia. Anschließend studiert sie dann zunächst an der Kunstakademie in Mailand und später in Turin bei dem Bildhauer Giovanni Battista Alloati. In den zwanziger Jahren zieht sie nach Mailand, wo sie sich der futuristischen Bewegung anschließt. Diese Zeit prägte ihre künstlerische Entwicklung nachhaltig. Der Futurismus, mit seiner Betonung von Dynamik, Technologie und Modernität, bietet ihr die Möglichkeit, traditionelle Formen zu überwinden und experimentelle Wege zu beschreiten.
Sie heiratet den Künstler und Designer Luigi Bracchi, mit dem sie eine enge künstlerische Partnerschaft eingeht. Gemeinsam erforschen sie neue Materialien und Techniken, darunter Aluminium, Plexiglas und andere synthetische Stoffe, die zu dieser Zeit in der Kunst noch wenig verbreitet sind. Regina Cassolo Bracchi wird damit zu einer Pionierin in der Verwendung dieser Materialien, die sie in ihren skulpturalen Arbeiten und Mobiles einsetzt. Ihre Werke zeichnen sich durch eine Leichtigkeit und Beweglichkeit aus, die den Geist der Moderne einfängt.
Während des Zweiten Weltkriegs muss Regina Cassolo Bracchi ihre künstlerische Tätigkeit vorübergehend einschränken, doch in den Nachkriegsjahren erlebt ihr Schaffen eine neue Blütezeit. Sie wendet sich zunehmend der geometrisch abstrakten Kunst zu und schafft Werke, die von geometrischen Formen und rhythmischen Strukturen geprägt sind. Ihre kinetischen Skulpturen, die oft durch Luftbewegungen in Rotation versetzt werden, sind wegweisend und beeinflussen viele spätere Generationen von Bildhauern und speziell kinetischen Künstlern.
Trotz ihrer innovativen Arbeiten bleibt Regina Cassolo Bracchi lange Zeit im Schatten ihrer männlichen Kollegen. Erst in den siebziger Jahren, als das Interesse an der Kunst der Moderne und der Avantgarde wiedererwacht, wird ihr Werk neu entdeckt und gewürdigt. Ausstellungen in Italien und international bringen ihr die verdiente Anerkennung ein.
Heute gilt Regina Cassolo Bracchi als eine der wichtigsten Künstlerinnen des 20. Jahrhunderts, deren Werk die italienische und internationale Kunstszene nachhaltig geprägt hat. Ihre Arbeiten sind nicht nur ästhetisch beeindruckend, sondern auch Zeugnisse einer Frau, die sich in einer von Männern dominierten Welt behauptete und ihren eigenen künstlerischen Weg ging.
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