Ella Bergmann-Michel – Konstruktivistin, Fotografin und Filmemacherin

Noch eine deutsche Künstlerin, die zu den Pionierinnen der Moderne zählt: Ella Bergmann-Michel, eine der bedeutendsten Künstlerinnen des Konstruktivismus und der geometrischen Abstraktion, hinterlässt ein Werk, welches durch seine Präzision, Klarheit und formale Strenge besticht. Ihre Arbeiten, die oft als „geometrische Meditationen“ bezeichnet werden, sind ein Zeugnis ihrer tiefgründigen Beschäftigung mit den fundamentalen Prinzipien der Kunst.

Geboren am 1895 in Paderborn, wächst Ella Bergmann-Michel in einer Zeit auf, in der die Kunstwelt von den Umbrüchen der Moderne geprägt ist. Sie studiert zunächst an der Großherzoglichen Sächsischen Hochschule für Bildende Künste in Weimar. In der Zeichenklasse trifft sie Robert Michel, den sie später heiratet.  Robert Michel – Künstler und Grafiker – macht sich später in der Kunstgeschichte einen Namen als Pionier der Bildcollage. Er orientiert sich stark an den Prinzipien des Dadaismus und Konstruktivismus, ebenso am Futurismus und zuweilen am Surrealismus. Gemeinsam suchen Ella Bergmann-Michel und ihr Ehemann nach neuen Ausdrucksmöglichkeiten, verlassen die Hochschule die Weimer und arbeiten freischaffend in eigenen Ateliers. Ella Bergmann-Michels fertigt fortan vor allem Holzschnitte, Zeichnungen und Collagen. Walter Gropius stellte die Collagen des Künstlerpaares im Weimarer Bauhaus aus. Für kurze Zeit arbeiteten sie am Weimarer Bauhaus, aber der Lehrbetrieb erscheint ihnen zu akademisch.

Ella Bergmann-Michels frühe Werke sind noch von der gegenständlichen Kunst beeinflusst. Doch schon bald wendet sie sich der Abstraktion zu, die in den zwanziger Jahren zunehmend an Bedeutung gewinnt. Inspiriert von den Arbeiten der russischen Konstruktivisten und der Bauhaus-Schule entwickelt sie einen eigenen, unverwechselbaren Stil.

Ihre geometrischen Kompositionen zeichnen sich durch eine klare Ordnung aus. Sie verwendet einfache Formen wie Quadrate, Kreise und Dreiecke, die sie konstruktivistisch in vielfältigen Variationen miteinander kombiniert. Dabei spielt das Verhältnis von Fläche und Linie eine zentrale Rolle. Die Farben, die Ella Bergmann-Michel einsetzt, sind oft reduziert und bestehen aus wenigen Grundtönen.

Einführung in das Werk von Ella Bergmann-Michel anlässlich einer Ausstellung in Paderborn, 2014

Ein charakteristisches Merkmal ihrer Arbeiten ist die Verwendung von transparenten Farben, oft Grautöne, die eine räumliche Tiefe erzeugen und die Flächen zu schwingen scheinen. Durch die Überlagerung mehrerer Farbschichten entsteht eine komplexe Struktur, die den Betrachtenden dazu einlädt, das Bild immer wieder neu zu entdecken.

In ihren fotografischen Arbeiten untersucht sie das Verhältnis zwischen öffentlichem und privatem Raum, die Sozialverhältnisse sowie die Arbeits- und Wohnsituation in Frankfurt am Main. Ihr Stil lässt sich dem Neuen Sehen zuordnen. Sie ist 1931 an der Gründung der Gruppe „Das Neue Frankfurt“ im Rahmen des Projekts Neues Frankfurt beteiligt und gründet auch die Liga für unabhängigen Film, die Avantgardefilme internationaler Filmemacher präsentiert. Durch ihre Freundschaft mit der Fotografin Ilse Bing lernt sie den niederländischen Architekten Mart Stam kennen, mit dem sie einen Film über ein von ihm und Ferdinand Kramer erbautes Altersheim in Frankfurt plant. Zwischen 1931 und 1933 dreht Ella Bergmann-Michel fünf Dokumentarfilme. Diese Filme werden unter anderem zusammen mit dokumentarischen Stummfilmen von Joris Ivens, Flaherty, László Moholy-Nagy, Basse und Clair gezeigt. Bei diesen Filmen ist sie in Personalunion für Buch, Regie, Produktion, Kamera und Schnitt verantwortlich.

Eine ganze Reihe von Werken auf den Webseiten der Städtischen Museen und Galerien Paderborn: Ella Bergmann-Michel; ein lesenswerter Artikel zu Leben und Wirken von Ella Bergmann-Michel findet sich hier: Zwischen Kind und Karriere: Zwei Frauen am Bauhaus – Blog-Archiv der Klassik Stiftung Weimar und auch auf den Webseiten der Stadt Eppstein finden sich Informationen zu Ella Bergmann-Michel und zum Sohn der Stadt: Robert Michel

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