Margarita Azurdia – geometrisch abstrakte Kunst in Guatemala

Margarita Azurdia ist eine der bedeutendsten guatemaltekischen Künstlerinnen des 20. Jahrhunderts. Sie ist auch bekannt unter ihren Pseudonymen Margot Fanjul, Margarita Rita Rica Dinamita und Anastasia Margarita. Werke der Künsterin sind derzeit ebenfalls in der Ausstellung „Wir werden bis zur Sonne gehen“ im Wilhelm Hack Museum in Ludwigshafen zu sehen. Margarita Azurdia wird 1931 in Antigua Guatemala, einer Stadt mit kolonialer Architektur und starkem kulturellem Erbe, geboren. Sie wächst in einer wohlhabenden Familie auf, erhält eine europäisch geprägte Erziehung und zeigt früh Interesse an Kunst und Literatur.

In den sechziger Jahren beginnt sie mit der Malerei. Sie wird schnell als herausragende Vertreterin der geometrisch abstrakten Kunst in Guatemala bekannt. Ihre bekanntesten Werke aus dieser Zeit sind großformatige abstrakte Gemälde. Sie zeichnen sich durch ungewöhnliche Farbkombinationen und geometrische Formen aus. Hauptsächlich sind es Rauten, inspiriert von den indigenen Textildesigns Guatemalas.

Margarita Azurdia, Sin título, ca. 1967–1970, Museo Nacional Centro de Arte Reina Sofía, Madrid Dauerleihgabe von Fundación Museo Reina Sofía, 2022, Foto: Photographic Archives Museo Nacional Centro de Arte Reina Sofia, © Milagro de Amor S. A. / Depósito indefinido de la Fundación Museo Reina Sofía, 2022 / Museo Nacional Centro de Arte Reina Sofia

Mitte der siebziger Jahre wendet sich Margarita Azurdia der nicht-objektbasierten Kunst zu. Sie schafft eine Reihe phantasievoller Skulpturen mit dem Titel Homenaje a Guatemala [Hommage an Guatemala]. Diese Werke bestehen aus vielfarbigen Holzschnitzereien, die mit Kleidung, Keramikobjekten, Federn und anderen Elementen geschmückt sind. Sie erinnern an die Altäre des guatemaltekischen Hochlandes.

Im Jahr 1976 verlässt Margarita Azurdia Guatemala und zieht nach Paris, wo sie sich in feministischen Bewegungen engagiert. In Paris erweitert sie auch ihr künstlerisches Schaffen um neue Ausdrucksformen wie Performance, Poesie, Künstlerbücher und experimentelle Zeichnungen. Während ihres Aufenthalts in Frankreich vertieft sie sich darüber hinaus in spirituelle und esoterische Themen. Diese spielen später eine zentrale Rolle in ihrem Werk.

Nach ihrer Rückkehr nach Guatemala in den achtziger Jahren gründet sie gemeinsam mit den Künstlern Benjamín Herrarte und Fernando Iturbide das Projekt Laboratorio de Creatividad (Kreativitätslabor). Hier erforscht sie die Verbindung zwischen Bewegung, Tanz, Ritual und dem Heiligen. Sie ist davon überzeugt, dass Kunst eine transformative Kraft besitzt, die über das Ästhetische hinausgeht und eine tiefere Verbindung zur Natur und zum Spirituellen ermöglicht.

Von den sechziger Jahren bis Mitte der neunziger Jahre schafft Margarita Azurdia ein vielschichtiges Werk, das Kunst, Poesie, Spiritualität und Natur miteinander verbindet. Ihre späten Arbeiten konzentrieren sich verstärkt auf performative und partizipative Kunstformen. Sie verstirbt 1998 und hinterläßt ein künstlerisches Erbe, das indigene Traditionen mit modernen, avantgardistischen Ausdrucksformen verbindet.

Heute gilt sie als eine der einflussreichsten Künstlerinnen Guatemalas, die sowohl die lokale als auch die internationale Kunstszene nachhaltig geprägt hat.

Eine weitere Biografie in englischer Sprache findet sich auf den Webseiten des Hammer Museums Margarita Azurdia | Hammer Museum. Mehr zur Künstlerin auch auf den Webseiten der Biennale in Venedig 2024, bei der sie mit Werken post-hum vertreten war: Biennale Arte 2024 | Margarita Azurdia

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