Bin immer noch beim Symbolismus, der wie kaum eine andere Kunstrichtung mit Belgien verbunden ist. Wie vorgestern bereits erläutert, ist der Symbolismus, eine Kunstströmung des späten 19. Jahrhunderts. Er markiert eine radikale Abkehr von den realistischen und naturalistischen Tendenzen seiner Zeit. Zwischen 1880 und 1910 erlebt diese Bewegung in Europa ihren Höhepunkt und hinterlässt tiefe Spuren in Literatur und bildender Kunst, insbesondere in der Malerei.
Im Gegensatz zu den naturgetreuen Darstellungen des Realismus und der impressionistischen Konzentration auf Lichteffekte, sucht der Symbolismus nach einer tieferen Bedeutung hinter den Dingen. Die Künstler dieser Bewegung lehnen den Positivismus und Materialismus ab und streben nach einer Kunst, die das Irrationale, das Unterbewusstsein und die Symbolik in den Vordergrund stellt. Sie schöpfen ihre Inspiration nicht nur aus der direkten Beobachtung der Natur, sondern auch aus ihrem eigenen Inneren. Die Vorstellungskraft und das Gedächtnis wurden zu wichtigen Quellen der Kreativität. Dadurch entstanden oft traumähnliche Szenarien, die den Symbolismus zu einem Vorläufer des Surrealismus machen. Häufig beschäftigen sich die Symbolisten mit Themen wie Sünde, Leidenschaft, Tod und Mythen. Sie verwendeten dunkle Farbpaletten und expressive Pinselstriche, um eine geheimnisvolle und oft melancholische Stimmung zu erzeugen. Ein beliebtes Motiv war die Verbindung von Erotik und Tod, die oft durch zarte, blasshäutige Frauen symbolisiert wurde.

Mit seinem „Symbolistischen Manifest“ von 1886 legt Jean Moréas den Grundstein für diese anti-rationalistische und anti-materialistische Kunstrichtung. Er fordert, dass die Dinge nicht direkt dargestellt werden sollen, sondern durch Symbole und Metaphern eine vielschichtige Bedeutung erhalten sollen. Die Wirklichkeit sollte nicht abgebildet, sondern interpretiert werden.
Zu den bekanntesten Vertretern des Symbolismus zählen die französischen Maler Paul Gauguin und Émile Bernard, die belgischen Künstler Fernand Khnopff und James Ensor sowie der deutsche Maler Arnold Böcklin. Ihre Werke sind geprägt von einer starken Symbolik und einer intensiven Farbgebung. Der Symbolismus hat die Kunst des 20. Jahrhunderts nachhaltig beeinflusst und gilt als wichtiger Vorläufer für spätere Kunstströmungen wie den Expressionismus und den Surrealismus.
Bei Gelegenheit einmal mehr zum Symbolismus in der Kunst.