Walter Leblanc – Pionier der kinetischen und optischen Kunst

Der Belgier Walter Leblanc erhält seine künstlerische Ausbildung Anfang der fünfziger Jahre in Antwerpen und unterrichtet dort später auch Kunst. Mitte der fünfziger Jahre entstehen seine ersten abstrakten Werke, in denen er Materialien wie Sand und Baumwollfäden einsetzt. 1958 wird er Gründungsmitglied der Künstlergruppe G58 und kreiert seine ersten reliefartigen monochromen Arbeiten, bevor er sich systematisch zu funktionalen Kunstwerken weiterentwickelt.

Um 1960 beteiligt er sich an mehreren umstrittenen internationalen Gruppenausstellungen, darunter „Monochrome Malerei“ (Leverkusen, 1960) und „Anti-Peinture“ (Antwerpen, 1962). Er findet dort eine Verbindung zur Zero-Gruppe und nimmt an Ausstellungen mit Zero-Künstlern teil, ohne jedoch aktives Mitglied der Gruppe zu werden. In diesen Jahren beschäftigt sich Walter Leblanc zunehmend mit den Prinzipien der klassischen Malerei. Er ist aktiv im internationalen, neo-avantgardistischen Netzwerk, das neben den Zero Ideen auch Strömungen wie Nouvelle Tendance, Op-Art, kinetische Kunst und konkrete Kunst umfasst. Die von ihm organisierte internationale Gruppenausstellung „Anti-Peinture“ im Jahr 1962 im Antwerpener G58-Hessenhuis fungiert als sein Manifest.

Ab den späten sechziger Jahren passt Walter Leblancs repetitive Geometrie nicht mehr zu den aufkommenden konzeptuellen Tendenzen. Seine Präsenz in der nationalen Kunstszene nimmt zunächst ab, aber realisiert einige bedeutende Architekturprojekte. 1967 wird er eingeladen, an der Ausstellung „Serielle Formationen“ in Frankfurt am Main teilzunehmen, gemeinsam mit den Amerikanern Sol LeWitt und Carl Andre. Dies Ausstellung stellt einen Wendepunkt für ihn dar zwischen der Neo-Avantgarde und den aufkommenden Konzeptualisten. Um 1980 hat Walter Leblancs Werk schließlich keine Verbindung mehr zu den neoexpressionistischen und postmodernen Strömungen. Sein reduziertes Werk, das eine zeitlose Ausstrahlung hat, wird zu einem Klassizismus innerhalb der Moderne.

Walter Leblanc, 1959, Gouache, © Fondation Walter & Nicole Leblanc / SABAM Belgium 2024, photo Philippe Debeers,
CC-BY-NC (Creative Commons 4.0)

Nach einer Phase figurativer, abstrakter und monochromer Arbeiten wendet sich Walter Leblanc dann endgültig von der Farbe ab und erforscht alternative Medien in Reliefs und räumlichen Konstruktionen. Diese Medienerforschung kulminiert schließlich in der „Torsion“, einem Bildelement aus Baumwollfäden, Kunststoff oder Metall, das ihm ermöglicht, Rhythmus, Licht und Wiederholung in seine Arbeiten zu integrieren. In einer Vielzahl von Kompositionen bringt er diese Dynamik in den Bereich der visuellen, kinetischen Kunst. Mit seinem Streben nach Flexibilität innerhalb seines selbst auferlegten strengen Systems sucht Walter Leblanc nach neuen Möglichkeiten, die den Betrachter zur Reflexion und zu einer intuitiven, inneren Erfahrung anregen. Der Betrachter wird somit Teil des Materials.

Walter Leblanc stirbt 1986 als einer der bekanntesten Künstler Belgien. Er hat die geometrisch, konkrete Kunst bleibend beeinflusst und gilt in der Kunstgeschichte als wichtiger Pionier der kinetischen und optischen Kunst.

Jede Menge mehr Informationen zum Künstler und seinem umfassenden Werk auf den Webseiten der Walter Leblanc Foundation

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