Die Designphilosophie von Sori Yanagi verbindet traditionelles japanisches Handwerk mit modernen westlichen Produktionstechniken und universellem Humanismus. In den 1950er Jahren ist er der erste, der einen spezifisch japanischen Gegenpol zu den berühmten westlichen Designern bildet.
Sori Yanagi glaubt, dass Schönheit durch Einfachheit und Benutzerfreundlichkeit entsteht. Dies zeigt sich in seiner langen Karriere als Designer. Er bringt Objekte und ihre Funktion mit dem menschlichen Bedürfnis nach Harmonie und Gleichgewicht in Einklang. Diese Verbindung sieht man stark in seinen Entwürfen und sie entstammt seiner Biographie:
Sori Yanagi wird 1915 in Tokio geboren. Sein Vater ist Muneyoshi Yanagi, ein führender Philosoph der Mingei-Volkskunstbewegung. Sein Großvater ist Marineoffizier, Landvermesser, Mathematiker und Parlamentsabgeordneter. Beide beeinflussen Sori Yanagi stark mit ihrem Fokus auf das traditionelle Japan. Sori Yanagi besucht von in den dreißiger Jahren die Akademie der Schönen Künste in Tokio, wo er auch das Werk von Le Corbusier kennenlernt. Anschließend arbeitet er bis 1942 als Assistent der Designerin und Le-Corbusier-Schülerin Charlotte Perriand, die in Tokio ein Beratungsbüro leitet. Er entscheidet sich schließlich für eine Karriere als Designer und hat bald Erfolg.
1952 gründet er das Yanagi Industrial Design Institute, wo er seine berühmtesten Stuhlentwürfe schafft: den Butterfly Hocker und den Elephant Stool. Der Butterfly Hocker besteht aus zwei gebogenen Sperrholzstücken, die von einem Messingbügel zusammengehalten werden. Der Elephant Stool besteht aus glasfaserverstärktem Polyesterharz. Beide Stühle sind in ihrer Konstruktion unterschiedlich, aber sie zeigen beide Sori Yanagis Gespür für die Harmonie von Form und Material. Die geschwungene Form des Butterfly, die an einen japanischen Schrank erinnert, macht Sori Yanagi international bekannt und verändert die öffentliche Wahrnehmung von Design.

1957 zeigt er seine Entwürfe auf der XI. Mailänder Triennale und erhält den Ausstellungspreis. 1964 stellt er auf der documenta III in Kassel aus. Sowohl das MoMA in New York als auch der Pariser Louvre haben den Butterfly ausgestellt. Sori Yanagi öffnet dem Industriedesign als Kunstform international die Türen, wovon Designer noch heute profitieren. Ursprünglich von der Firma Tendo Mokko hergestellt, werden Butterfly und Elephant Stool heute von Vitra als Designklassiker produziert.
Im Laufe seiner Karriere entwirft Sori Yanagi alle möglichen Alltagsgegenstände, monumentale Brücken, U-Bahn-Stationen, Motorräder, Spielzeug und 1972 die olympische Fackel für die Winterspiele in Sapporo. 1977 wird er Direktor des Japanischen Volkskunstmuseums in Tokio und bleibt damit den Anliegen und der Tradition des japanischen Kunsthandwerks treu. 1982 nimmt er an der Ausstellung Contemporary Vessels: How to Pour teil, die vom japanischen Nationalmuseum für moderne Kunst organisiert wird. Sori Yanagi bleibt bis zu seinem hohen Alter von 96 Jahren aktiv und schafft schöne und nützliche Gegenstände. Er stirbt 2011 in Tokio.
Mehr zum Leben, den Butterfly-Stühlen und Elefanten-Hockern: Yanagi Sōri – Japan House London