Ein Blatt mit feinen Adern, ein Wassertropfen, schimmerndes Eis – die Natur ist immer die größte Inspirationsquelle für Tapio Wirkkala, den Vater des finnischen Designs. Ob in Glas, Keramik, Metall oder Holz, er schafft es, die Grenzen zwischen Kunst, Handwerk und industrieller Produktion zu überwinden. Die Formenvielfalt der Natur begleitet immer seine Arbeit. Besonders inspiriert ihn die raue Schönheit der finnischen Landschaft. Obwohl er viel Zeit im Ausland verbringt, zum Beispiel zwei Jahre bei der Designagentur von Raymond Loewy in New York in den fünfziger Jahren, kehrt er oft nach Lappland zurück. Die Wälder, Seen, Schnee und Eis dieser Landschaft beeinflussen seine Entwürfe stark.
Nachdem er Mitte der dreißiger Jahre Bildhauerei studiert, wird Tapio Wirkkala bald international als Grafik- und Industriedesigner bekannt. Er entwirft alles von Vasen und Besteck bis zu Parfüm, Banknoten und Briefmarken.
1946 gewinnt Tapio Wirkkala den ersten Preis bei einem Designwettbewerb des Glasunternehmens Iittala und startet damit seine internationale Karriere. Er beginnt auch eine lebenslange Zusammenarbeit mit finnischen Glashütten, zu deren Ruhm er wesentlich beiträgt. Hier schafft er zwischen 1946 und 1960 seine berühmte Vasen-Serie Kantarelli. Diese mundgeblasenen, becherförmigen Vasen erinnern an Pfifferlinge und haben feine vertikale Linien wie die Segmente eines Pilzes.

Als künstlerischer Leiter der Central School of Artistic Design in Helsinki Anfang der fünfziger Jahre, macht Tapio Wirkkala das finnische Design weltweit bekannt, besonders auf den Mailänder Triennale-Ausstellungen von 1951 und 1954. Sein Entwurf des finnischen Pavillons für 1951 ist eine Sensation. Im selben Jahr wählt die amerikanische Zeitschrift House Beautiful seine blattförmige Holzschale zum „schönsten Objekt des Jahres“. Er schafft ein Holzlaminat, das in eine präzise Form geschnitten wird und einen gestreiften Effekt hat, der an die Adern eines Blattes erinnert.
Tapio Wirkkala wird als „Poet aus Holz und Glas“ bekannt. Mit seiner Zusammenarbeit mit dem venezianischen Glashersteller Venini betritt er Neuland. Viele seiner Glasentwürfe sind typisch nordisch – dickwandig und robust, wie aus Eis gemeißelt – aber hier steht die Glasbläsertradition aus Murano im Mittelpunkt. Für die zweifarbige Kollektion Bolle experimentiert er mit der sogenannten Incalmo-Technik, bei der zwei Glaskolben in einer Form geblasen, dann geschnitten und direkt an den Rändern miteinander verschmolzen werden.
Für die Firma Rosenthal entwirft Tapio Wirkkala jahrzehntelang sehr erfolgreich Porzellan. Seine Entwürfe für die Serien Finlandia, Variation und Century gelten bis heute als Klassiker. In den sechziger Jahren entwirft er auch Gebrauchsgegenstände wie Ketchup-Flaschen aus Kunststoff, eine Glasflasche für die Wodka-Marke Finlandia und Bordbesteck und Geschirr für die Fluggesellschaft Finnair.
Die Verbindung von Funktionalität und herausragender Ästhetik, von hoher Handwerkskunst und industrieller Fertigung und von organisch-natürlichen Formen kennzeichnen zeitlebens Tapio Wirkkalas Entwürfe und machen ihn zum Ideengeber für Designer und Glaskünstler bis zum heutigen Tag.
Hier der Link zur Wirkkala Foundation mit vielen weiteren Informationen zum Leben und Werk: Tapio Wirkkala und zur Webseite des Künstlers: Introdaction Wirkkala