Wiener Werkstätte – mehr als eine Produktionsstätte für Kunsthandwerk

Nochmal zu Josef Hoffmann und der von ihm, Koloman Moser sowie dem Unternehmer Fritz Waerndorfer im Jahre 1903 gegründeten Wiener Werkstätte, die weit mehr ist als nur eine Produktionsstätte für Kunsthandwerk. Sie ist er Inbegriff eines neuen ästhetischen und gesellschaftlichen Ideals, das die Kunstszene des frühen 20. Jahrhunderts in Österreich und darüber hinaus nachhaltig prägt.

Logo der Wiener Werkstätte GmbH

Die Wiener Werkstätte entsteht aus der Wiener Secession, einer Bewegung, die sich von den traditionellen Kunstauffassungen des 19. Jahrhunderts abwendet. Inspiriert vom englischen Arts-and-Crafts-Movement, streben Koloman Moser und Jsoef Hoffmann danach, Kunst und Handwerk zu vereinen. Sie wollen Gegenstände des täglichen Gebrauchs schaffen, die sowohl funktional als auch ästhetisch ansprechend sind.

Das Motto der Wiener Werkstätte ist „Schönheit im Alltag“. Ihre Designer und Handwerker arbeiten nach dem Prinzip der Gesamtkunstwerke, bei denen Architektur, Innenausstattung, Möbel, Textilien und Gebrauchsgegenstände harmonisch aufeinander abgestimmt sind. Ihre Arbeiten zeichnen sich durch klare Linien, geometrische Formen und eine Reduktion auf das Wesentliche aus. Der Einsatz hochwertiger Materialien und die präzise Handwerkskunst sind dabei zentrale Elemente ihres Schaffens.

Neben den Gründern sind zahlreiche andere Künstler und Designer Teil der Wiener Werkstätte, darunter Dagobert Peche, Otto Wagner und Gustav Klimt. Ihre Werke umfassen eine breite Palette von Produkten, darunter Möbel, Textilien, Schmuck, Keramik und Grafiken. Besonders bekannt sind die Möbelstücke von Josef Hoffmann, die durch ihre schlichte Eleganz und Funktionalität bestechen, sowie die Textilentwürfe von Moser, die durch ihre leuchtenden Farben und stilisierten Muster auffallen.

Die Wiener Werkstätte hat einen tiefgreifenden Einfluss auf die moderne Kunst und das Design. Ihre klaren, geometrischen Formen und ihre Betonung der Handwerkskunst beeinflussten die Bauhaus-Bewegung und die Art-Deco-Ästhetik. Viele ihrer Prinzipien finden sich auch in der zeitgenössischen Designwelt wieder, wo Funktionalität und Ästhetik gleichwertig betrachtet werden.

Trotz ihrer künstlerischen Erfolge kämpfen die Wiener Werkstätte ständig mit finanziellen Schwierigkeiten. Die hochwertigen Materialien und die aufwendige Handarbeit führen zu hohen Produktionskosten, die in einem wirtschaftlich schwierigen Umfeld schwer zu tragen sind. Nach dem Ersten Weltkrieg verschärfen sich die Probleme, und 1932 müssen die Wiener Werkstätte schließlich ihre Tore schließen.

Auch wenn die Wiener Werkstätte nur knapp drei Jahrzehnte existiert, bleibt ihr Einfluss bis heute spürbar. Ihre Werke werden in Museen weltweit ausgestellt, und ihre Designs haben einen festen Platz in der Geschichte der Kunst und des Designs. Die Wiener Werkstätte steht als Symbol für die Vision einer besseren Welt durch Kunst und Handwerk, eine Vision, die auch heute noch inspiriert.

Die Wiener Werkstätte war mehr als nur eine Produktionsstätte – sie war ein kreatives Labor, das die Grenzen zwischen Kunst und Alltag aufhob und die Grundlagen für das moderne Design legte. Ihre Geschichte ist ein Zeugnis für die Kraft der Vision und den unermüdlichen Streben nach Schönheit und Perfektion in jedem Detail.

Hier noch der Verweis zum wirklich lesenswerten Wikipedia-Eintrag: Wiener Werkstätte – Wikipedia

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