Marianne Brandt – zeitlos schöne Metallarbeiten

Marianne Brandt erreicht nie den gleichen Ruhm wie ihre männlichen Kollegen am Bauhaus, aber sie hinterlässt – als eine der wenigen Frauen der Bauhausbewegung – einen bleibenden Eindruck mit ihren ästhetischen und funktionalen Metallarbeiten. Viele ihrer bekanntesten Entwürfe entstehen während ihrer Studienzeit. Ihre Kaffee- und Teeservices sowie Aschenbecher werden bis heute in der ursprünglichen Form produziert.

Marianne Brandt, Teeservice, 
SailkoMarianne brandt, teiere, 1924CC BY-SA 3.0

Das Weben, Buchbinden und Töpfern sind traditionelle Bereiche der Bauhausbewegung, in denen Frauen stark vertreten sind. Marianne Brandt hingegen ist eine der wenigen Studentinnen, die sich in der männerdominierten Metallwerkstatt durchsetzt. Als Walter Gropius 1919 das Staatliche Bauhaus in Weimar gründet, spricht er sich zwar für Gleichberechtigung aus, doch bald wird offensichtlich, dass die Realität anders ist, und viele Studentinnen werden aus verschiedenen Werkstätten gedrängt. Marianne Brandt, die 1923 ans Bauhaus kommt, absolviert ihre Ausbildung in der Metallwerkstatt, die zu dieser Zeit von dem ungarischen Konstruktivisten László Moholy-Nagy geleitet wird. Er war von ihrer Arbeit beeindruckt und ermutigt sie, sich auf diesen Bereich zu konzentrieren.

Schon bald macht Marianne Brandt sich mit ihren zeitlos schönen Metallarbeiten einen Namen, insbesondere mit innovativen und funktionalen Bestecken. Später wird sie sogar stellvertretende Leiterin der Metallwerkstatt und zählt damit zu den wenigen Frauen in leitenden Positionen am Bauhaus. Bereits während ihrer Ausbildung, schafft sie mit ihrem Design eines Tee- und Kaffeeservices ein Meisterwerk. Dieses kunstvoll gestaltete Service aus Messing und Ebenholz im Art-Déco-Stil besticht durch den Kontrast der Materialien und die klare, mutige Kombination geometrischer Formen. Die Verwendung von Kugeln, Halbkugeln und Zylindern sowie die asymmetrisch angeordneten Griffe spiegeln Einflüsse des russischen Konstruktivismus und der niederländischen De-Stijl-Bewegung wider. 1985 wird dieses ursprünglich als Einzelstücke gefertigte Service von der Firma Alessi neu aufgelegt.

„Kunst und Technik, eine neue Einheit!“ – diese Forderung von Walter Gropius wird nach dem Umzug des Bauhauses nach Dessau im Jahr 1925 in die Praxis umgesetzt. Die Zusammenarbeit mit der Industrie wird gefördert und die Massenproduktion professionalisiert, um formschöne Gebrauchsprodukte einem breiteren Publikum zugänglich zu machen. Marianne Brandt setzt diese Bauhausphilosophie des industriellen Produktdesigns vorbildlich um. In den folgenden Jahren entwirft sie eine Reihe von Gebrauchsgegenständen, darunter Aschenbecher, Krüge und Schalen aus Metall. Ab 1927 widmet sie sich dem Design elektrischer Lampen. Einer ihrer bekanntesten Entwürfe aus dieser Zeit ist die Nachttischlampe Kandem,. Diese Lampe, die in Schwarz oder Weiß lackiert ist und über einen beweglichen Arm verfügt, gilt als Musterbeispiel für funktionales, schlichtes und modernes Design.

Marianne Brandt, Nachttischlampe Kandem, 1927, (c) als gemeinfrei gekennzeichnet

Nach ihrem Ausscheiden aus der Bauhausschule Ende der zwanziger Jahre arbeitet Marianne Brandt im Berliner Architekturbüro von Walter Gropius, wo sie zunächst Inneneinrichtungen entwirft, bevor sie drei Jahre lang als Designleiterin in der Metallwarenfabrik Ruppelwerke tätig war. Nach dem Krieg unterrichtet sie an der Hochschule für Bildende Künste in Dresden und später am Institut für industrielle Gestaltung in Berlin. An ihre frühen Erfolge als Designerin kann sie jedoch nicht mehr anknüpfen und wendet sich bis ins hohe Alter verstärkt der Malerei und Bildhauerei zu.

Mehr Informationen zu Marianne Brandt in einem lesenswerten Artikel bei Wikipedia: Marianne Brandt

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