Nachmalerische Abstraktion

In einem Artikel der „Zeit“ bin ich auf einen Kunststil gestoßen, von dem ich tatsächlich noch nie gehört habe, der „Nachmalerischen Abstraktion“. Auf der Suche nach einer Beschreibung ist Wikipedia zunächst nicht sonderlich hilfreich: „Nachmalerische Abstraktion auch Neue Abstraktion bezeichnet eine nicht genau definierte Tendenz in der US-amerikanischen Malerei. … Clement Greenberg, ein recht bekannter us-amerikanischer Kunstkritiker, umschreibt damit die Ende der 1950er Jahre einsetzende Abkehr vom gestischen Abstrakten Expressionismus hin zu neuen Ausdrucksformen in der Malerei.“

Claude Tousignant, Horizontale rouge, 1957, Quelle: WikiArt, (c) FairUse

Nachmalerische Abstraktion ist schlussendlich ein Sammelbegriff für verschiedene moderne – vorwiegend US-amerikanische – Kunstrichtungen wie die Farbfeldmalerei, der Minimalismus oder Hard Edge. Nachmalerische Abstraktion grenzt diese Kunstrichtungen von der Malerischen Abstraktion des Abstrakten Expressionismus ab. Der oben genannte Kunstkritiker Clement Greenberg versteht die Nachmalerische Abstraktion demnach als abgelösten, intellektuellen Ansatz, der sich gegen Texturen und Licht in der Malerei richtet und die Farbigkeit und Zweidimensionalität betont. Kennzeichen der nichtfigürlichen, Nachmalerischen Abstraktion ist eine gewisse Flachheit oder Plattheit: Im engeren Sinn die Anordnung ungebrochener, voneinander abgegrenzter, reiner Farbflächen auf einem dominierenden Malgrund, beziehungsweise der weißen Fläche an sich, und schließlich das Überschreiten des von der Leinwand vorgegebenen Raums. Dies führte schließlich zu einer reduzierten farbanalytisch-geometrischen Malerei. Werke der Nachmalerischen Abstraktion zeigen für gewöhnlich in reinen Farben gemalte nichtfigurative Abstraktionen.

Durchaus namhafte Künstler werden als Vertreter der Nachmalerischen Abstraktion genannt: Frank Stella, Ellsworth Kelly, Sam Francis oder Al Held. Der Begriff der “Nachmalerische Abstraktion”, der in den sechziger Jahren eine gewisse Aktualität erlangt, wird allmählich durch den Minimalismus, die lyrische Abstraktion und die Farbfeldmalerei verdrängt. Bisweilen wird der Begriff wohl aber auch heute noch als Überbegriff für eben die Farbfeldmalerei, Hard Edge, … verwendet. Eine wirkliche Abgrenzung zum Abstrakten Expressionismus ist auch tatsächlich nie wirklich gelungen.

In den kommenden Tagen einmal mehr zu diesem Kunststil und zu einigen, vielleicht eher unbekannteren Vertretern der Nachmalerischen Abstraktion bzw. des Abstrakten Expressionismus.

Hier schon mal eine Liste der Künstler, die gängiger weise mit dem Stil in Verbindung gebracht werden: Nachmalerische Abstraktion

Der oben angesprochene Artikel von Clement Greenberg, in dem er erstmals die Nachmalerische Abstraktion beschreibt, findet sich im englischen Original hier: Post Painterly Abstraction

Ein Gedanke zu “Nachmalerische Abstraktion

  1. Pingback: Lorser Feitelson – Nachmalerische Abstraktion, Hard Edge und Minimalismus | Arte Concreta

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