Beim Spaziergang durch die Weißenhof-Siedlung auf dem Stuttgarter Killesberg begegnet man durchaus nicht nur Architekten des Neuen Bauens, sondern entdeckt auch Künstler, die später bedeutende Vertreter der Konkreten Kunst werden. So auch mein geschätzter Camille Graeser: 1927 richtet er eine Musterwohnung in dem von Mies van der Rohe entworfenen Wohnblock ein.
Bereits 1918 tritt Camille Graeser dem Deutschen Werkbund bei. Und als gelernte Schreiner, Möbelbauer und Innenarchitekt mit eigenem Atelier in Stuttgart, darf er bei der großen Werkbundausstellung „Die Wohnung“ im Jahre 1927 natürlich nicht fehlen. Die damals von namhaften Architekten errichteten Gebäude – die sogenannte Weissenhof Siedlung – sind zu großen Teilen noch heute bewohnt. Zwei Gebäude von Le Corbusier sind als Weltkulturerbe gelistet. In einem dieser Häuser ist das Museum der Siedlung untergebracht: Weißenhofmuseum
Mit der Teilnahme an der Werkbundausstellung durfte Camille Graeser sich durchaus zu den Vorreitern einer neuen Wohnkultur zählen. Er gehörte damit zu den führenden Vertretern des Neuen Wohnens in Süddeutschland.
Auch wenn er nach seiner Flucht aus Stuttgart im Jahre 1933 in die Schweiz dort nicht mehr als Architekt arbeitet und mehr und mehr zum malenden Künstler wird, so taucht seine „Architektur“ doch später wieder in den mathematisch-geometrischen Ordnungsprinzipien seiner konkreten Werke auf.
Siehe auch:
Camille Graeser – Geometrische Formen, rhythmisch verteilt