Günter Fruhtrunk ist einer der national und international bekanntesten deutschen Konkreten Künstler. Sein Markenzeichen sind farbige Streifen unterschiedlicher Breite, aus denen er seit den sechziger Jahren eine Vielzahl von Bildern geschaffen hat.

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„Ein besonderes Charakteristikum dieser Arbeiten besteht in der Irritation der Wahrnehmung, die sie beim Betrachter auslösen. An raffinierten Kontrasten und kalkulierten Regellosigkeiten wird der Blick immer wieder gebrochen… Die einzelnen Streifen werden durch ihre Länge‚ ihre Begrenzungslinien sowie die Breite der weißen Zwischenabstände voneinander differenziert, sodass keine Streifenkombination einer anderen gleicht. Dadurch wird trotz des statischen Aufbaus das Bild im Moment seiner Anschauung zu einem dynamischen Sehfeld. Wie Piero Dorazio gilt auch Fruhtrunk das Hauptaugenmerk der Leuchtkraft der Farbe, die er aber im Gegensatz zu Dorazio einer strengen Ordnung unterwirft. Bei ihm ist es der wechselnde Rhythmus der Tonwerte, der eine Vibration der Bildfläche erzeugt und der reinen Farbe ein Höchstmaß an Lichtintensität verleiht… Durch die lang gestreckten … Formen schuf Fruhtrunk eine un- eindeutige Figur-Grund-Struktur. Seine Absicht war es, damit die sichere Orientierung im Bild aufzuheben, jede Andeutung eines Bildraumes zu vermeiden und den Eigenwert der Farbe zu betonen… Ab den 1970er-Jahren verbinden sich bei Fruhtrunk die innerbildlichen Strukturen zunehmend mit der Fläche, sodass schließlich die Farbe die allein bildbestimmende Funktion übernimmt… Fruhtrunk kam damit seinem Ziel, die Kunst zu entpersonalisieren und das „Freisein des Sehens“ in der Fläche zur Entfaltung zu bringen, in besonderer Weise nahe. ‚Unter Konkretisierung in der Kunst verstehe ich heute eine Methode, die Farbe = Form nicht einsetzt, um ichgebundene Vorstellungen und Seelenzustände mitzuteilen. [… Das Bild] ist jetzt […] artikulierte chromatische Textur mit höchster Lichtkraft.‘“
Quelle: Isabel Skokan: „Günter Fruhtrunk“, in: Konkret. Die Sammlung Heinz und Anette Teufel im Kunstmuseum Stuttgart, Bestandskatalog Bd. 1, Stuttgart, 2009, S. 128