Zum Abschluss meines kleinen Ausflugs zu den Künstlern der niederländischen De Stijl Gruppe in den vergangenen Wochen, hier noch ein lesenswerter Artikel, den ich im Tagesspiegel gefunden habe. Der Artikel schildert die Zusammenkunft der beiden De Stijl Künstler Piet Mondrian und Bart van der Leck und die daraus resultierenden Impulse für die moderne Malerei in den Niederlanden:
„Wann sich die beiden das erste Mal begegnet sind, darüber streitet sich die Forschung. War es 1915, als Piet Mondrian der Sammlerin Helene Kröller-Müller ein Bild in ihre Villa brachte, deren Inneneinrichtung Bart van der Leck gerade neu gestaltete? Oder war es 1916, als der Maler nach Laren zog, nachdem er durch den Ausbruch des Ersten Weltkrieges nicht mehr nach Paris zurückkehren konnte. Van der Leck hatte in dem Künstlerdorf mit seiner Familie ebenfalls Quartier bezogen. Dort müssen sich der hagere Mondrian und sein stämmiger Kollege, dieses ungleiche Paar, das die nächsten zwei Jahre so viel teilte, sehr bald getroffen haben.
Es ist so etwas wie der Urknall der modernen Malerei in den Niederlanden, der Ausgangspunkt für De Stijl. Die Kunstbewegung nahm ihren Ausgang ein Jahr später mit der Begründung der gleichnamigen Zeitschrift, genau vor einem Jahrhundert.

Mit Mondrian und van der Leck hatten sich zwei gefunden, die jeweils vom anderen Ende eine Verdichtung ihrer Bildmittel anstrebten. Piet Mondrian war schon in Paris durch den Kubismus animiert zur Abstraktion vorgestoßen, malte allerdings noch pastos, in schlammigem Pink und Violett, setzte die farbigen Rechtecke dicht an dicht auf die Leinwand. Van der Leck, der von der Glasmalerei kam und sich bei den alten Ägyptern das Statuarische der Figuren, die programmatische Seitenansicht abgeschaut hatte, benutzte vor allem klare Lokalfarben, das Rot, das Gelb, das Blau, die zur Fanfare für den Aufbruch werden sollten.“
Die beiden Künstler werden 1917 Gründungsmitglieder der Künstlergruppe De Stijl um Theo van Doesburg, den Initiator und Vordenker von De Stijl. Bart van der Leck verweigert bereits die Unterschrift unter das Manifest der Gruppe und tritt 1918 wieder aus. Viele andere Künstler folgen ihm in den darauffolgenden Jahren, bis schließlich mit dem Tod Theo van Doesburgs, 1931 die Gruppe sich endgültig auflöst.
„Bart van der Leck hatte sich da längst wieder dem Realismus zugewandt. De Stijl war für ihn nur ein vorübergehender Ausflug in die Abstraktion. Seinen Gemälden ist auch in Zeiten seiner Gefolgschaft das figurative Vorbild anzusehen, seien es Holzhacker im Wald oder Arbeiter vor dem Fabriktor. … Mondrian war zu dem Zeitpunkt nach Paris zurückgekehrt, von wo er 1938 über London nach New York emigrierte. Mit van Doesburg hatte er Mitte der Zwanziger gebrochen, nachdem sich die beiden über diagonale Raster zerstritten hatten.“
Quelle: Nicola Kuhn: „100 Jahre de Stijl – Keine Angst vor Rot, Gelb, Blau“, 17.02.2016, unter: Tagesspiegel Online: http://www.tagesspiegel.de/kultur/100-jahre-de-stijl, aufgerufen am 10.08.2020