„Joan Miró: Neue Horizonte“ ist der Titel der Ausstellung von Arbeiten aus dem Spätwerk des spanisch-katalanischen Malers, die noch bis 7. Mai im Zentrum Paul Klee in Bern zu sehen ist.
Joan Miró ist bekannt für seine farbigen surrealistischen Traumwelten, die in den 1920er- und 1930er-Jahren entstanden sind. Früh beginnt er, die traditionelle Malerei zu hinterfragen. Besonders nach dem lang ersehnten Bezug eines eigenen großen Ateliers in Palma im Jahr 1956 erweitert der katalanische Künstler seinen Malereibegriff auf bisher unbekannte Weise. Er revidiert sein gesamtes bisheriges Schaffen, überarbeitet frühe Werke oder nimmt die Arbeit an unvollendeten Werken wieder auf. Dieser Moment der Selbstkritik und des Neuanfangs bildet den Ausgangspunkt für die Ausstellung im Zentrum Paul Klee.

Kopf, Vogel, 1976
Fundació Joan Miró, Barcelona, Leihgabe aus Privatsammlung
Foto: Joan Ramon Bonet, Successió Mi-ró Archive
© Successió Miró / 2022, ProLitteris, Zurich
Bis zur Übersiedlung nach Palma ist sein Leben und sein Schaffen von vielen Wechseln geprägt: Bis zum Ausbruch des spanischen Bürgerkrieges im Jahr 1936 verbringt Joao Miró jedes Jahr ungefähr vier Monate in Paris und die restliche Zeit in Spanien. Während er in Paris Kontakte zur Kunstszene pflegt, kann er in Spanien ohne Ablenkung konzentriert arbeiten. Der Ausbruch des spanischen Bürgerkrieges zwingt die Familie Miró von 1936 bis 1940 in Frankreich zu bleiben. Nach dem Vormarsch der deutschen Truppen 1940 kehren sie ins faschistische Spanien zurück, wo Joao Miró bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs in einem bescheidenen Atelier in Barcelona arbeitet. Trotz dieser vielen Umbrüche ist Joao Mirós Schaffen in diesen Jahren enorm fruchtbar.
In seinem neuen Atelier in Palma kann Joao Miró erstmals alle Kisten mit früheren Werken versammeln. Als er beginnt, sie auszupacken und zu ordnen, sichtet er erstmals die über Jahrzehnte entstandenen Gemälde, Zeichnungen, Entwürfe und Skizzenbücher. Und unterzieht sein bisheriges Schaffen einer kritischen Revision. Nach dieser Revision» empfindet er die konventionelle Malerei an der Staffelei als Einschränkung und sucht fortan nach neuen Ausdrucksformen. Er will sich von seinen früheren, surrealistisch geprägten Arbeiten, die durch Postkarten und Kunstdrucke bereits kommerzialisiert worden waren, distanzieren und eine einfachere, universale Bildsprache entwickeln. Seine Kunst soll für alle Menschen zugänglich und verständlich sein. So „malt“ er beispielsweise statt mit dem Pinsel mit Feuer, Schere und einem nassen Besen. Er erweiterte seine Technik um Tapisserien und die sogenannten Sobreteixims, in denen er Tapisserie, Collage und Malerei verbindet. Er arbeitet mit Textilien oder übermalt auf dem Flohmarkt gekaufte klassische Gemälde mit impulsiven Pinselstrichen und einfachsten poetischen Zeichen wie Kreisen, Sternen und Mondsicheln. Reisen in die USA und nach Japan bestätigen ihn in seinen neuen künstlerischen Bestrebungen. Die großen Formate und gestische Arbeitsweise der Künstlerinnen und Künstler des Abstrakten Expressionismus in den USA interessieren und inspirieren ihn ebenso wie die Kalligrafie und die Leere und Konzentration in der japanischen Kultur. Entstanden sind großformatige Gemälde und spielerische, an Pop Art erinnernde Keramik- und Bronze-Skulpturen, die auch heute noch durch ihre ungebrochene künstlerische Aktualität beeindrucken.
Quelle dieser Einführung und alle weiteren Informationen zur Ausstellung im Zentrum Paul Klee: Joao Miró: Neue Horizonte
Viel Spaß in Bern!