VALIE EXPORT und die ‚Aktionshose Genitalpanik‘

Eine Würdigung der Österreicherin VALIE EXPORT in der FAZ zum Anlass des 80sten Geburtstages der Künstlerin beginnt mit dem folgenden Statement: „Sie kann getrost als wichtigste österreichische Künstlerin des zwanzigsten Jahrhunderts bezeichnet werden: VALIE EXPORT hat Generationen von Nachfolgerinnen geprägt. Ihre radikalen Werke fehlen in keinem Kompendium zur feministischen Kunst.“

VALIE EXPORT – mit bürgerlichem Namen Waltraud Lehner – wird 1940 in Linz geboren, besucht dort die Kunstgewerbeschule und beginnt bereits in ihrer Jugend mit Fotografie zu experimentieren. 1960 zieht sie nach Wien und beginnt in der Filmbranche als Drehbuchautorin, Redakteurin und Mitarbeiterin zu arbeiten. 1966 entsteht ein erster filmischer Text und 1967 beginnt sie ihr künstlerische Tätigkeit, die mit dem Wunsch einhergeht, die eigenen Gedanken nach außen zu transportieren. Erste Werke konzeptueller Fotografie entstehen und sie nennt sich von nun an VALIE EXPORT (immer in Versalien geschrieben).

Im Umfeld des sogenannten ‚Wiener Aktionismus‘ – einer künstlerischen Bewegung, in der von 1962 bis 1970 eine Gruppe Wiener Künstler das Konzept der amerikanischen Happening- und Fluxus-Kunst aufgreift und auf provokante Weise umsetzt – ist VALIE EXPORT Mitglied des von Otto Muehl und Günter Brus gegründeten „Wiener Instituts für direkte Kunst“.

Immer wieder sorgt sie mit Körper-Aktionen, wie beispielsweise der ‚Aktionshose: Genitalpanik“ für Aufsehen: VALIE EXPORT tritt im Münchner Stadtkino mit einer Hose auf, die im Genitalbereich ausgeschnitten ist. Bald darauf erscheint „Aktionshose: Genitalpanik“ als Poster und Fotoserie (hier der Link zum Bild der Aktion: Aktionshose: Genitalpanik). Die bekannten Fotografien zeigen sie mit gespreizten Beinen auf der Bank vor einem Haus sitzend mit einem Maschinengewehr in der Hand. Während VALIE EXPORT „… durch diese Pose einerseits die Objektivierung ihrer Weiblichkeit durch den männlichen Blick erzwingt, unterbricht das Maschinengewehr – Inbegriff aggressiver Männlichkeit – diese Interpretation unmittelbar. Mit ambivalenten Bildpolitiken dieser Art spielt VALIE EXPORT gerne, De- und Rekontextualisierungen sind bewusst von ihr eingesetzte Strategien, bei denen sie Bekanntes in einen anderen Kontext stellt, um ihm eine neue Bedeutung zu geben.“ Wenngleich VALIE EXPORT nicht wirklich Teil des Wiener Aktionismus wird, spiele Aktionen – wie die ‚Aktionshose Genitalpanik‘ jedoch auch in den siebziger und achtziger Jahren eine wichtige Rolle in ihrer Kunst und veranlassen sie, 1989 den Text „Aspekte des feministischen Aktionismus“, einen vielbeachteter Text zur Frauenrolle, zu schreiben.

Einführung in das Werk von Valie Export anlässlich einer Ausstellung in der Albertina Modern, Wien

Quelle des FAZ-Zitates: Scheyerer, N.: ‚VALIE EXPORT ZUM ACHTZIGSTEN: Der Körper nimmt Maß‘; FAZ-Online vom 17.05.2020, online unter: https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/koerper-nimmt-mass, aufgerufen am 23.05.2021

Eine Einführung in das Werk und Quelle des zweiten Zitats: Stadt Wien, Frauenservice Wien, ‚Valie Export‘, online unter: https://www.wien.gv.at/menschen/frauen, aufgerufen am 25.05.2021

Vieles mehr zur Künstlerin auf ihrer Webseite: Valie Export

2 Gedanken zu “VALIE EXPORT und die ‚Aktionshose Genitalpanik‘

  1. Ich erinnere mich noch sehr gut daran, dass über Wochen Staberl (eigentlich Richard Nimmerrichter) in seiner täglichen Kolumne in der unsäglichen Kronenzeitung über Valie Export herzog. Vor allem ihr Film von Fäkalien in einer Toilettenschüssel liegend (der angeblich auch subventioniert wurde) hatte es ihm angetan.

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