In Pistoia, zwischen Florenz und Pisa in der Toskana gelegen und eines der wichtigsten Zentren moderner Kunst in Italien, findet derzeit eine bemerkenswerte Ausstellung statt: „Modernes Italien – moderne Kunst in Italien in den Jahren von 1945 bis 1975“. Ich habe den ersten Teil der Ausstellung, die noch bis Ende August zu sehen ist, vor ein paar Tagen besucht und war wirklich positiv überrascht.
Der zweite Teil der Ausstellung findet im Herbst – ebenfalls im Palazzo Buontalenti – in Pistoia statt.
Die Ausstellung beschäftigt sich mit dem komplexen italienische Kunstgefüge in einer der künstlerisch fruchtbarsten Perioden der Transformation des Landes. Die Ausstellung ist in zwei Phasen unterteilt: Trümmer und Hoffnung (18. April – 25. August) und Wohlbefinden und Krise (13. September – 17. November). Dabei wird der Begriff der Moderne in seinen verschiedenen Bedeutungen beleuchtet: einerseits die Bedeutung ‚gemeinsam‘, für die das „Moderne“ das ist, was neu, schnell, unnatürlich und weit weg von den Bräuchen ist und Bestandteil der gemeinsamen Lebensumwelt ist. Zum anderen die historisch und konzeptionell gut definierte künstlerische Moderne, die sich als Kunstidee manifestiert und in sich die Überzeugung einschließt, Protagonisten der Zukunft sein zu können. So umfasst die Moderne des 20. Jahrhunderts jene Periode, in der Völker, Kulturen, Nationen, aber auch Individuen auf der Grundlage großer Ideale und großer Werte leben.

Im ersten Teil der Ausstellung wird die Zeit von 1945 bis 1960 behandelt. Durch die Werke von Künstlern wie Enrico Baj, Mario Nigro, Giulio Turcato, Renato Guttuso und Antonio Recalcati wird die Phase unmittelbar nach dem Krieg nachgezeichnet, in der man das Bedürfnis verspürt, neue künstlerische Modelle zu finden, die das Erlebte auszudrücken ermöglchen.
Die fünfziger Jahre sind stattdessen auf künstlerischer Ebene durch das so genannte Informelle gekennzeichnet, ein visuelles Alphabet, das nur grundlegende, primäre Elemente wie das Zeichen, die Geste oder die Materie verwendet. Wie kann man ein Gefühl der Rebellion auf einer Leinwand besser ausdrücken als mit einer breiten, schnellen, farbenfrohen Geste?
Über die bloße chronologische Auswahl von Künstlern – darunter Carla Accardi, Afro, Fausto Melotti, Lucio Fontana, Bruno Munari, Emilio Vedova und Giuseppe Capogrossi – und ihre Unterteilung nach Bewegungen hinaus fragt sich die Ausstellung, ob es eine abgrenzbare, italienische moderne Kunst gibt. Die Antwort ist unweigerlich nicht offensichtlich.
Quelle dieser Einführung und alle weiteren Informationen zu den beiden Teilen der Ausstellung unter: Italia Moderna
Viel Spaß in der Toskana!