Paris in den fünfziger Jahren – von der Kinetik zur Op-Art

In der zweiten Hälfte der fünfziger Jahre ist Paris der Schmelztiegel aller möglichen künstlerischen Stile, die aus aller Welt in die französische Hauptstadt kommen. Gleichzeitig erscheinen in dieser Zeit erstmals Tendenzen, die in den anschließenden Jahrzehnten die Kunstwelt nachhaltig beeinflussen, allen voran die Kinetik, deren Hauptidee darin besteht, Bewegung auf plastische Weise zu vermitteln und sich darüber hinaus auch mit Hilfe des Lichts auszudrücken. Dabei handelt es sich um die sogenannte „… Kinetik, deren Vorläufer in den Schöpfungen von Lázló Moholy-Nagy, Naum Gabo, Marcel Duchamp und Alexander Calder aus den zwanziger und dreißiger Jahren zu sehen sind, aber auch in Werken von Lucio Fontana am Ende der vierziger Jahre, und die vor allem durch die südamerikanischen Künstler der Gruppen »Arte Concreto — lnvencion« und »Madi« während der vierziger Jahre in Buenos Aires in den Mittelpunkt des Interesses gerückt wurde. Bewegliche Skulpturen, Bilder mit zerschnittener Leinwand, der Einsatz von künstlichem Licht, gegeneinander verschiebbare Elemente – Gyula Kosice, Carmelo Arden Quin und einige andere hatten für sich schon alles ausprobiert und ihre Arbeiten in Argentinien ausgestellt, ehe sie diese in Paris im »Salon des Réalités NouveIIes« zeigten.“

Jean Tinguely, Machine Spectacle,
Quelle: Jmersina – Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=52919836

Victor Vasarely hat Mitte der fünfziger Jahre die Idee, vier junge Künstler zusammenzubringen, die sich gerade in Paris niedergelassen haben und deren Werke, in unterschiedlichen Galerien ausgestellt, seiner Meinung nach zusammenpassen: Es sind Yaacov Agam, Pol Bury, Jesús-Rafael Soto und Jean Tinguely. Durch Victor Vasarelys Initiative findet dann 1955 in der Galerie Denise René die Ausstellung „Le Mouvement“ statt, die als so etwas wie der Startpunkt der Kinetischen Kunst angesehen werden kann.

Die mit der Kinetik verbundenen Lichtkinetik, die zur »Optical Art« werden sollte, die ‚Op-Art‘, in Analogie zur »Pop Art« entsteht dann in den sechziger Jahren. „Sie ging aus von Vasarely und Schöffer, der die Kybernetik einbrachte, von Soto, Agam und auf einer anderen Ebene von Bury und Tinguely, ebenso ab 1960 durch die G.R.A.V., »Groupe de Recherche d’Art Visuel«‚ einem Team von sechs Künstlern: Horacio Garcia-Rossi, Julio Le Parc, Francois Morellet, Francisco Sobrino, Joe’l Stein und Jean-Pierre Yvaral, die ihre Anstrengungen auf die kollektive und anonyme Arbeit konzentrierten und auf der Notwendigkeit insistierten, neue Kunstformen zu finden, die weniger subjektiv, dafür mehr experimenteller Art wären, wobei sie vor allem auf die Beteiligung des Betrachters setzten.“

Quelle: Serge Lemoine: „Hauptstadt Paris“, in: Konkrete Kunst in Europa nach 1945. Die Sammlung Peter C. Ruppert, Hrsg. Museum im Kulturspeicher Würzburg, Marlene Lauter, S. 127

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