Theo van Doesburg und die ungegenständliche Kunst

Für Theo van Doesburg, der Theoretiker unter den Künstlern, die sich in den dreißiger Jahren in Paris zur Künstlergruppe Art Concret zusammengeschlossen haben, entsteht die konkrete Kunst nicht durch Abstraktion. Abstraktion ist für ihn also etwas anderes als ungegenständliche Kunst.

Ungegenständliche Kunst entsteht nicht durch fortgeführte Abstraktion von Gegenständen, sondern folgt individuellen Eingebungen und Gesetzlichkeiten eines eigenen künstlerischen Ausdrucks. Die Konkrete Kunst fokussiert sich dabei auf den künstlerischen Ausdruck, der mit Hilfe von Grundformen (Linien, Quadrate, Kreise, etc.) und Grundfarben verwirklicht wird.

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Theo van Doesburg, Komposition XXII, 1922, (c) gemeinfrei

„‘Konkrete Kunst‘, nicht abstrakte, weil wir die Zeit des Suchens und der spekulativen Experimente hinter uns gelassen haben. Auf der Suche nach Reinheit waren die Künstler gezwungen, die natürlichen Formen, die die bildnerischen Elemente verdeckten, zu abstrahieren, die Naturformen zu zerstören und sie durch Kunstformen zu ersetzen…

Konkrete Malerei, nicht abstrakte, weil nichts konkreter, wirklicher ist als eine Linie, eine Farbe, eine Fläche.

In Doesburgs Theorie sind Subjekte oder Dinge in der Natur konkret, ist ihre Darstellung – etwa in der Malerei – abstrakt, d.h. illusorisch, vage und spekulativ. Konkrete Malerei setzt für Doesburg voraus, dass der Geist einen Zustand der Reife erreicht hat und der Weg zu einer universellen Kunst geebnet ist.“ Das Kunstwerk wird dann nicht mehr mit den Fingern, sondern mit dem Verstand  erschaffen.

Quelle: Ästhetische Grundbegriffe: Historisches Wörterbuch in sieben Bänden, hrsg. von Karlheinz Barck u.a., Springer Verlag, Stuttgart, 2005, S. 19f.

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