100 Jahre Novembergruppe

In den letzten Tagen des Novembers vor 100 Jahren formiert sich eine Gruppe von Künstler zu einer Künstlergruppe, die sich schlicht Novembergruppe nennt. Diese Gruppe, die schlussendlich bis 1935 mehr oder weniger lose zusammenbleibt, nimmt sich vor, mit ihrer Kunst am Aufbau einer demokratischen Gesellschaft im Anschluss an die furchtbaren Erfahrungen des Ersten Weltkrieges mitzuwirken und dabei einen neuen Menschen zu formieren. Kunst soll Bestandteil aller Gesellschaftsschichten werden; Kunst soll dem Volk dienen und gehören.

Der Gruppe gehörten Künstler aller Stilrichtungen an – von Kubismus, Futurismus und Expressionismus über Konstruktivismus, Konkreter Kunst und Dada bis hin zu Abstraktion und Neuer Sachlichkeit. Um nur einige wenige der wohl weit über 100 Mitglieder zu nennen: Wasily Kandinski, Paul Klee, Piet Mondrian, Otto Dix, Marcel Breuer, Hans Arp, László Moholy-Nagy Max Pechstein, Walter Gropius und Ludwig Mies van der Rohe.
„Mit einem »Aufruf«, der am 13. Dezember 1918 in der Zeitschrift Die schöne Rarität erschien, wandte sich die Gruppe erstmals an die Öffentlichkeit und ihre Künstlerkollegen: »Die Zukunft der Kunst und der Ernst der jetzigen Stunde zwingt uns Revolutionäre des Geistes (Expressionisten, Kubisten, Futuristen) zur Einigung und engem Zusammenschluss. Wir richten daher an alle bildenden Künstler, welche die alten Formen in der Kunst zerbrachen, die dringende Aufforderung ihren Beitritt zur ›Novembergruppe‹ zu erklären.«

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Paul Gösch, Kopf mit Farbteilung, um 1920, Public Domain

Der Aufruf stieß auf fruchtbaren Boden. Anfang 1919 verzeichnete die Gruppe schon mehr als 60 Mitglieder, es bildeten sich erste Ortsgruppen außerhalb von Berlin, etwa in Kiel, Stuttgart und Hamburg. Im Unterschied zu früheren Künstlervereinigungen war es keine Verpflichtung auf einen gemeinsamen Stil, der die Gruppe einte. Ihre Maxime war Offenheit und Pluralität, ihre verbindende Idee die Aufgeschlossenheit gegenüber allemFortschrittlichen in der Kunst. Am Aufbau der neuen Republik wollte sich die Gruppe aktiv beteiligen und strebte dabei die »engste Vermischung von Volk und Kunst« an.“

Quelle: Matthias Ehlert, „Schule des Sehens“, Magazin Weltkunst, Ausgabe 150, Nov. 2018, S. 15

Zur Vertiefung sei noch auf einen recht aktuellen Artikel in der WELT verwiesen. Hier der Link: Die radikalste Künstlergruppe der Weimarer Republik

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