Gerhard Richter ist einer der wichtigsten zeitgenössischen Künstler weltweit. Seine Werke erzielen Höchstpreise und die Liste der Museen, in denen Werke von ihm zu sehen sind, ist lang. In der Neuen Nationalgalerie in Berlin werden nun 100 seiner Werke gezeigt. Im Frühjahr waren bereits die Künstlerbücher in der Nationalgalerie ausgestellt (Gerhard Richter in Berlin) und nun also 100 Werke verschiedener Werkreihen.

Seit sechs Jahrzehnten setzt sich der inzwischen 91jährige Gerhard Richter mit den Möglichkeiten und Grenzen der Malerei auseinander. Die in der Ausstellung versammelten Kunstwerke rufen das Spannungsverhältnis von Abstraktion und Figuration, zwischen Fotografie und Malerei auf, das Richters gesamtes Schaffen prägt. Seit den sechziger Jahren stellte sich Richter die Frage, inwiefern Kunst nach dem Holocaust und dem Terrorregime des Nationalsozialismus überhaupt noch möglich ist.

Gerhard Richter, der 1961 aus der DDR in die Bundesrepublik übersiedelte, befasste sich in vielen Arbeiten mit der deutschen Vergangenheit und der eigenen Familiengeschichte. Das zentrale Werk der Ausstellung ist der aus vier großformatigen, abstrakten Bildern bestehende Zyklus „Birkenau“ aus dem Jahre 2014. Er ist das Ergebnis einer langen und tiefen Auseinandersetzung von Gerhard Richter mit dem Holocaust und dessen Darstellbarkeit. Grundlage der Werke sind vier Fotografien aus dem KZ Auschwitz-Birkenau, die der Künstler mit Kohle und Ölfarbe auf vier Leinwände übertragen hat, um sie dann nach und nach abstrakt zu übermalen. Mit jeder Farbschicht verschwand die gemalte Vorlage etwas mehr, bis sie schließlich nicht mehr sichtbar war. Zu dem Werk gehört auch ein großer, vierteiliger Spiegel, der gegenüber den vier Birkenau-Bildern platziert ist und so eine weitere Ebene der Reflexion erzeugt.

Neben dem Birkenau-Zyklus sind knapp 90 weitere Arbeiten des Künstlers aus mehreren Schaffensphasen seit den 1980er-Jahren zu sehen. Ein großes Konvolut umfasst ferner Arbeiten aus der bedeutenden Werkgruppe der übermalten Fotos, in denen Richter auf einer neuen Ebene das Spannungsfeld zwischen Fotografie und Malerei thematisiert.

Quelle dieser Einführung und alle Informationen zur Ausstellung in Berlin: Gerhard Richter. 100 Werke für Berlin

Viel Spaß in Berlin!