Von der Transavanguardia zu den Neuen Wilden

Die Transavantgarde, deren wesentliche Vertreter ich in den vergangenen Wochen hier vorgestellt habe, ist eine künstlerische Bewegung, die in den späten 1970er Jahren in Italien entsteht. Sie wird als Reaktion auf die Dominanz der konzeptuellen Kunst und des Minimalismus in den vorherigen Jahrzehnten gegründet. Die Künstler der Transavantgarde wollen eine Rückkehr zur Figuration und zur expressiven Malerei fördern.

Die Bewegung war stark von der italienischen Kunstgeschichte und den traditionellen Malereien der Renaissance beeinflusst. Die Künstler der Transavanguardia schöpfen aus einer Vielzahl von Quellen für ihre Werke, darunter die Kunst der alten Meister, die volkstümliche Kunst, die religiöse Ikonographie und die zeitgenössische Popkultur.

Obwohl die Transavanguardia in den achtziger Jahren ihren Höhepunkt erreicht, hat sie einen nachhaltigen Einfluss auf die zeitgenössische Kunstszene. Sie hilft, die Figuration und die expressive Malerei wiederzubeleben und öffnet den Weg für weitere künstlerische Strömungen, die die Bedeutung des subjektiven Ausdrucks betonten. Die Entstehung der Transavantgarde war also eine Reaktion auf die vorherrschenden Kunsttendenzen ihrer Zeit und eine Suche nach einer neuen künstlerischen Ausdrucksform, die sowohl auf die Vergangenheit als auch auf die Gegenwart Bezug nehmen.

Eng verbunden mit der Transavanguardia sind die „Neuen Wilden“ – eine künstlerische Bewegung, die in den achtziger Jahren in Deutschland entsteht und eben wie die Transavanguardia als Reaktion auf die dominierende Konzeptkunst und den Minimalismus der vorherigen Jahrzehnte gegründet wird.

Die Ursprünge der Neuen Wilden können auf die Künstlerszene in West-Berlin und im Rheinland, insbesondere Köln, zurückgeführt werden. In den siebziger Jahren beginnt eine neue Generation von Künstlern, darunter Jörg Immendorff, Georg Baselitz, Markus Lüpertz, A.R. Penck und Rainer Fetting, sich von den abstrakten und konzeptuellen Tendenzen der Zeit abzuwenden und eine Rückkehr zur figurativen Malerei zu suchen. Die Künstler suchen nach einer neuen subjektiven Ausdrucksform und einer intensiven, emotionalen Malweise. Sie brechen mit den herrschenden künstlerischen Normen und konzentrierten sich auf starke Farben, grobe Pinselstriche und expressive Gesten. Ihre Werke zeigen oft provokante, sozialkritische und politische Motive.

Jörg Immendorff, Society of Deficiency, 1990
Quelle: WikiArt, (c) FairUse

Die Bewegung erhält ihren Namen 1980 in einer Ausstellung mit dem Titel „Neue Wilde“ in der Kölner Galerie Mülheimer Freiheit. Diese Ausstellung bringt eine Gruppe von Künstlern zusammen, die ähnliche künstlerische Ansätze und Haltungen teilen. Der Begriff „Neue Wilde“ wird von den Medien aufgegriffen und schnell zu einem Sammelbegriff für diese Künstlergruppe. Die Bewegung erregt schnell internationale Aufmerksamkeit und gewinnt an Einfluss in der Kunstszene. Die Künstler werden zu wichtigen Vertretern der zeitgenössischen deutschen Kunst und ihre Werke werden auf internationalen Ausstellungen und in renommierten Galerien gezeigt.

Die Bewegung der Neuen Wilden hat jedoch keine einheitliche künstlerische Doktrin oder ein festes Programm. Die Künstler haben individuelle Herangehensweisen und Stile, die von expressiver Malerei bis hin zu skulpturalen Arbeiten und Installationen reichen. Dennoch teilen sie die Ablehnung gegenüber der vorherrschenden konzeptuellen Kunst und die Betonung des subjektiven Ausdrucks.

In den späten achtziger Jahren lässt der Einfluss der Neuen Wilden nach, da neue künstlerische Strömungen aufkommen. Dennoch bleibt ihr Beitrag zur deutschen Kunstgeschichte bedeutend, da sie den Weg für eine neue Generation von Künstlern ebnet und die Relevanz der expressiven Malerei in der zeitgenössischen Kunst wiederherstellt.

Bei Gelegenheit einmal mehr zu den Neuen Wilden. In den kommenden Tagen aber zurück zur Konkreten Kunst und deren Künstler.

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