Installationskunst: Raum als integralen Bestandteil des Werkes

Bevor ich in den kommenden Tagen einige Künstlerinnen und Künstler der Installationskunst hier vorstelle, noch einmal zu Installationskunst im Allgemeinen: wie vorgestern bereits erläutert, ist die Installationskunst eine Kunstform, die den Raum als integralen Bestandteil des Werkes nutzt und den Betrachtenden aktiv in die Wahrnehmung einbindet. Im Gegensatz zu traditionellen Kunstformen wie Malerei oder Skulptur, die meist auf einem begrenzten Träger existieren, entfaltet sich eine Installation im Raum. Eine Installation schafft eine Umgebung, die oft alle unsere Sinne anspricht.

Der Begriff „Installation“ entsteht in den sechziger Jahren, als Künstlerinnen und Künstler damit beginnen, Kunstwerke zu schaffen, die nicht nur einzelne Objekte darstellen, sondern ganze Räume transformieren. Diese Kunstform kann eine Vielzahl unterschiedlicher Materialien und Medien umfassen, darunter Licht, Klang, Video, Textilien, Alltagsgegenstände oder sogar lebende Elemente. Dadurch wird der traditionelle Kunstbegriff erweitert. Der Fokus liegt nicht mehr nur auf einem einzelnen Kunstwerk, sondern auf der gesamten räumlichen Erfahrung.

Ein wesentliches Merkmal der Installationskunst ist ihre oft ortsspezifische Natur. Viele Installationen werden speziell für einen bestimmten Raum oder eine Umgebung konzipiert. Sie können nicht ohne Weiteres an einen anderen Ort versetzt werden, ohne ihre Wirkung zu verlieren. Künstler wie Christo und Jeanne-Claude schaffen großflächige Installationen im öffentlichen Raum. Vor einigen Jahren verhüllten die Beiden den Reichstag oder, wie im Bild unten gezeigt, verhüllten das Denkmal Leonardo da Vincis. Diese Installationen existieren für eine bestimmte Zeit und verschwinden dann wieder.

Christo, 1970-Leonardo-Da-Vinci-impacchettato, als gemeinfrei gekennzeichnet, Details auf Wikimedia Commons

Die Interaktion mit dem Betrachtenden spielt, wie oben bereits angedeutet, eine zentrale Rolle in der Installationskunst. Während traditionelle Kunstwerke meist passiv betrachtet werden, fordert eine Installation oft eine direkte Auseinandersetzung mit dem Raum. Besucherinnen und Besucher können sich durch die Installation bewegen, sie aus verschiedenen Perspektiven betrachten oder manchmal sogar mit ihr interagieren. Dies macht den Betrachtenden zu einem aktiven Bestandteil des Kunstwerks.

Einige der bekanntesten Künstler der Installationskunst sind Yayoi Kusama, deren immersive Spiegelräume den Eindruck von Unendlichkeit erzeugen, oder James Turrell, der mit Licht und Farbe Räume transformiert und die Wahrnehmung des Betrachters herausfordert. Auch Joseph Beuys war mit seinen Rauminstallationen ein wichtiger Vertreter dieser Kunstform, indem er Materialität und gesellschaftliche Botschaften miteinander verbindet. Installationskunst überschreitet oft die Grenzen zwischen Kunst, Architektur und Design und kann politische, soziale oder philosophische Themen aufgreifen. Dadurch wird sie zu einer der vielseitigsten und experimentellsten Ausdrucksformen der zeitgenössischen Kunst.

Eine kurze englischsprachige Einführung in die Installationskunst findet sich hier als pdf zum Download: what_is_installation

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