Amédée Cortier: Ein belgischer Maler zwischen Tradition und Moderne

Amédée Cortier ist meines Erachtens nach einer der interessantesten Künstler der modernen, belgischen Kunstgeschichte. Der 1921 in Gent geborene Belgier macht Zeitlebens eine spannende künstlerische Entwicklung durch – von anfänglich figürlichen, expressionistischen Darstellungen über abstrakte Malerei hin zur konkreten Kunst.

Amédée Cortier, Komposition mit Blau und Schwarz, 1967, © http://www.lukasweb.be – Art in Flanders vzw, Photo foto Dominique Provost , CC-BY-NC (Creative Commons 4.0)

Amédée Cortier beginnt seine künstlerische Ausbildung Mitte der dreißiger Jahre an der Kunstakademie in Gent. Seine frühen Werke sind geprägt von einem expressionistischen Stil und zeigen oft auch Landschaften und Porträts. In den fünfziger Jahren wendet er sich zunehmend der kubistischen Malerei zu, wobei er die Formen konsequent vereinfacht und die Farben intensiviert.

Ein charakteristisches Merkmal von Amédée Cortiers Werk ist seine Auseinandersetzung mit der Materialität der Farbe. Als gelernter Hausmaler ist er mit den Eigenschaften von Farben und Oberflächen bestens vertraut. Diese Erfahrung fließt in seine künstlerische Arbeit ein, in der er die Farbe nicht nur als Mittel zur Gestaltung von Formen, sondern auch als eigenständiges Element betrachtet.

In den sechziger Jahren vollzieht Amédée Cortier einen weiteren wichtigen Schritt in seiner künstlerischen Entwicklung und wendet sich der abstrakten Malerei zu. Inspiriert von der amerikanischen Farbfeldmalerei von Künstlern wie Barnett Newman, Mark Rothko und Ad Reinhardt, entwickelt er einen eigenen, unverwechselbaren Stil. Seine großformatigen Gemälde sind geprägt von großen Farbfeldern, die oft durch feine Linien unterbrochen werden. Dabei legt er großen Wert auf die Wirkung der Farben auf den Betrachter.

Amédée Cortier ist ein unabhängiger Künstler, der sich zunächst keiner bestimmten Künstlergruppe anschließt. Er nimmt zwar an zahlreichen Ausstellungen teil, hält sich jedoch von den geometrisch abstrakten Gruppen wie Art Abstrait, Formes und Art Construit fern. Stattdessen gründet er 1966 zusammen mit anderen jungen Künstlern die Plus-Gruppe in Gent, die sich der konstruktiven und konkreten Malerei widmet, die sein Spätwerk auszeichnet. Amédée Cortier stirbt 1976.

Mehr zum Künstler: Amédée Cortier | Abstract Modernism und auf den Webseiten des S.M.A.K in Gent: SMAK | Amédée Cortier

Hinterlasse einen Kommentar