Lee Ufan in Berlin

In der Nationalgalerie der Kunst der Gegenwart im Hamburger Bahnhof in Berlin ist noch bis zum 28. April nächsten Jahres die erste Retrospektive des koreanischen Malers und Bildhauers Lee Ufan in Deutschland zu sehen. Lee Ufan zählt zu den wichtigsten Vertretern der Mono-ha-Schule in Japan und der Dansaekhwa-Bewegung in Korea, die sich parallel zu anderen minimalistischen Kunstströmungen entwickelt.

Lee Ufan
From Point, 1973
162 x 112 cm
Glue and mineral pigment on canvas
Courtesy Gallery Yonetsu, Tokyo

Lee Ufan wird während der japanischen Kolonialherrschaft (1910–1945) in Südkorea geboren und zieht in den fünfziger Jahren nach Japan. Seine frühen Gemälde sind geprägt von optischen Täuschungen durch Formen und fluoreszierender Farbe. Einen Wendepunkt in seiner Kunst stellen die Studierendenproteste 1968 dar. Auf diese reagierte er mit künstlerischen Aktionen, bei denen er etwa einen großen Stein auf eine Glasplatte fallen lässt und diese zerbricht. Lee Ufans philosophische Schriften prägen den Begriff ‚Mono-ha‘ für eine Gruppe von Kunstschaffenden, die von 1968 bis 1975 in Tokio aktiv sind. Mono-ha zählt dabei zu den bedeutendsten Kunstbewegungen der Nachkriegskunst in Japan. Mono-ha, was übersetzt in etwa „Schule der Dinge“ bedeutet, lehnt die traditionellen Vorstellungen von Kunst ab. In den Skulpturen und Installationen verbinden die Künstlerinnen und Künstler Rohmaterialen wie Steine, Äste oder Erde mit Industriematerialien wie Stahl oder Glas. Es geht den ihnen darum, die Welt, so wie sie ist, in den Vordergrund zu stellen.

Seit 1968 tragen alle skulpturalen Installationen Lee Ufans den Begriff als Titel und verkörpern die präzise räumliche Anordnung von natürlichen und industriellen Elementen. Lees Minimalismus unterscheidet sich von den Künstlern der US-amerikanischen Minimal Art, wie Donald Judd, Carl Andre oder Dan Flavin. Diese Künstler konzentrierten sich häufig auf die Materialität und die Form des Kunstwerks als Objekt und weniger auf den Raum, in dem es gezeigt wird. Lee Ufan hingegen setzt Materialen ins Verhältnis zueinander, zum Raum sowie zu den Betrachtenden. Koreanische Kunstschaffende der Dansaekhwa Bewegung setzen sich ab Mitte der siebziger Jahre mit Abstraktion und Materialität in monochromer Malerei auseinander. Davon zeugen Lee Ufans Serien mit den Farben Orange oder Blau und präzise gesetzten Punkten oder Flecken. Der Künstler taucht den Pinsel in Farbe und trägt sie rhythmisch auf einen monochromen Hintergrund auf, bis sie ausdünnt. In einer anderen Serie überziehen Linien die Leinwand und drücken mit minimalen Mitteln Bewegung, Tiefe und Rhythmus aus. Die Gemälde der Serien betonen die Beziehung zwischen Leere und Geste. Dansaekhwa entsteht in den 1970er-Jahren vor dem Hintergrund einer autoritären Herrschaft und sozialer Umbrüche in Südkorea. Bei der Entstehung spielen neben Lee Ufan auch Park Seo-bo, Ha Chong-Hyun und Chung Sang-Hwa eine entscheidende Rolle – allesamt wichtige Vertreter der Moderne in Korea

Quelle dieser Einführung und alle Informationen zur Ausstellung: Lee Ufan im Hamburger Bahnhof.

Viel Spaß in Berlin!

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