„Ich habe keine Theorie, ich bin darauf angewiesen, dass mir etwas einfällt.“

Verena Loewensberg ist die einzige wirklich bedeutende konkrete Künstlerin, die der Zürcher Schule der Konkreten zugeordnet wird. Eine Ausnahme in der Männerdomäne der Konkreten Kunst und auch der Männerdomäne der Zürcher Schule der Konkreten. Sie ist tatsächlich neben Max Bill, Camille Graeser und Richard Paul Lohse eine wesentliche Vertreterin der Schule. Und damit fast schon selbstverständlich Teil der Ausstellung der werke konkreter Künstlerinnen, die derzeit im Kunstmuseum Stuttgart zu sehen ist. Ich habe die Ausstellung vorgestern hier vorgestellt.

Aus dem Jahre 1977 ist ein weithin bekanntes Zitat von Verena Loewensberg überliefert, in dem sie ihr Schaffen beschriebt:

«Ich habe keine Theorie, ich bin darauf angewiesen, dass mir etwas einfällt»

Verena Loewensberg
Ohne Titel, 1965
Öl auf Leinwand, 108 x 108 cm
Sammlung Peter C. Ruppert – Konkrete Kunst in Europa nach 1945,
Museum im Kulturspeicher Würzburg
Foto: Andreas Bestle
© Nachlass Verena Loewensberg, Henriette Coray Loewensberg, 8001 Zürich

Das Werk der Schweizer Künstlerin weist „… keine lineare Entwicklung auf, sondern artikuliert sich in periodisch wechselnden und oft rückbezüglichen Bildkonstruktionen, von der extremen Reduktion bis zur geometrisch komplexen Verflechtung. Wiederkehrende Themenkreise sind die Beziehungen zwischen Linie und Fläche, Figur und Grund, Zentrum und Rand sowie Symmetrie und Asymmetrie, Statik und Bewegung, Reduktion und Expansion. Basis bilden einfache geometrische Formen wie Vieleck, Rechteck, Dreieck, Kreis sowie deren Teilungen und Kombinationen.

Allerdings sind diese mathematisch so komplex miteinander verbunden, dass die zugrunde liegenden Ordnungsstrukturen (wie Progressionen, Rotationen) dem Betrachter meist verborgen bleiben. Wesentlichen Anteil an der Formulierung hat die Farbe als psychisch-energetische Komponente. Ihre Anwendung umfasst – von Schwarzweiß zu den Primär- sowie aufgehellten Mischfarben – ein äußerst differenziertes Spektrum von Farbtönen und -kombinationen.“

Verena Loewensbergs Werk widmet sich ab Mitte der vierziger Jahre der Malerei. Ihre Werke sind fast all in Öl auf Leinwand ausgeführt und auf der Grundlage vorgängiger Farbstiftstudien auf Millimeterpapier entstanden. Bis auf einige ganz wenige Werke, tragen ihre Malereien keine Titel, denn Verena Loewensberg ist es wichtig, dass der Betrachter unvoreingenommen den Werken gegenübertritt.

Quelle der obigen Zitat: Elisabeth Grossmann, 2012: Loewensberg, Verena [2012], in: SIKART Lexikon zur Kunst in der Schweiz, http://www.sikart.ch/kuenstlerinnen.aspx?id=4001130, Zugriff vom 11.11.2017

Einen kompletten Lebenslauf von Verena Loewensberg zum Download als pdf findet sich unter http://www.sikart.ch/KuenstlerInnen.aspx?id=4001130&lng=de

Beiträge zu Verena Loewensberg hier im Blog:

Verena Loewensberg – die Frau der Zürcher Schule I

Verena Loewensberg – die Frau der Zürcher Schule II

4 Gedanken zu “„Ich habe keine Theorie, ich bin darauf angewiesen, dass mir etwas einfällt.“

  1. Das werde ich hier noch genauer studieren, ich war die letzte Zeit etwas readerfaul -:)), schön, dass Du nochmal auf Deine früheren Einträge aufmerksam gemacht hast.
    Wenn ich Glück habe, werde ich morgen mit nach Baden-Baden genommen -:))
    Lieber Gruß in den Morgen, Karin

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